Die Industrie kämpft um die besten Köpfe für ihre Lehrstellen
Der Fachkräftemangel ist für viele Branchen ein Problem, auch die Industrie ringt um die Besetzung von Lehrstellen.
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Der Fachkräftemangel zeichnet sich in vielen Berufsbereichen immer deutlicher ab. Die Industrie kämpft bereits seit mehreren Jahren um Lehrlinge in den unterschiedlichen Berufszweigen. Blieben 2017 noch 48 Lehrstellen in der Industrie unbesetzt, waren es 2018 bereits 70. Aber auch bei den Lehrstellen, welche besetzt wurden, trafen die Unternehmen auf Herausforderungen während der Besetzung.
Fehlende Basisbildung der Lehrlinge führt für viele Unternehmen in der Industrie zu einem Problem bei der Besetzung von Lehrstellen.
Aus einer Studie aus dem Jahr 2019 geht hervor, dass mehr als die Hälfte aller befragten Industriebetriebe ihre Lehrstellen nicht vollständig besetzen konnten. Auch die Unternehmen, die ihre Lehrstellen besetzen konnten, gaben großteils an, dass es bei den vermittelten Lehrstellen zu Schwierigkeiten kam. Bei der Mehrheit der Unternehmen lagen die Probleme in der unzureichenden Basisbildung der Bewerber, insbesondere in den Fächern Mathematik und Geometrisches Zeichnen. Dort wurden die Leistung der BewerberInnen von den Betrieben mit einer Durchschnittsnote von je 3,6 als unzureichend beurteilt. Für 21 Prozent der Fälle ist die mangelnde soziale Kompetenz ein Problem. Viele Unternehmer gaben an, dass es generell zu wenige BewerberInnen für die ausgeschriebene Stelle (60 Prozent) gab oder Lehrlinge die angebotene Stelle nicht annahmen (10 Prozent). Auch ist die Bewerbung der Lehrstellen sehr zeit- und kostenintensiv für die Unternehmen.
Die Besetzung der Lehrstellen ist besonders in Metalltechnik und Mechatronik schwierig
Dass das Finden von neuen Lehrlingen immer schwerer wird, hat sich bereits in einigen Branchen abgezeichnet. Dennoch können je nach Beruf eklatante Unterschiede festgestellt werden. An der Spitze liegt die Metalltechnik, hier gaben 45 Prozent der Befragten Industrieunternehmen an, dass sie Probleme haben. An zweiter Stelle liegen die Ausbildungen in Mechatronik und Elektrotechnik, welche von je 25 Prozent genannt wurden. Auch in der Betriebs- und Anlagenelektronik sowie Prozesstechnik stoßen die Personalisten auf Herausforderungen – der Prozentsatz liegt hier unter 20 Prozent. Bei Elektrotechnik und Betriebslogistik hingegen haben nur je 9 Prozent Schwierigkeiten in der Besetzung.
Lehrabschlussprüfungen sind zufriedenstellend
Auch wenn die Mehrheit der Unternehmen eine unzureichende Basisbildung bekrittelten, waren fast alle mit den Leistungen ihrer Auszubildenden bei den Lehrabschlussprüfungen zufrieden. Dieser Erfolg ist aber bei 85 Prozent der Betriebe auch einer gezielten Vorbereitung der Lehrlinge auf die Prüfung geschult. Diese soll als Ergänzung zur betrieblichen Ausbildung sowie der Unterstützung schwacher Lehrlinge dienen, aber auch die Prüfungsangst reduzieren. In den meisten Fällen wird auf Förderunterricht seitens der Betriebe aber auch auf WIFI bzw. WKO-Kurse zurückgegriffen. Daneben werden auch Bildungsnetzwerke und BFI-Kurse genutzt. Ein geringer Anteil an Betrieben nutzt innerbetriebliche Schulungen, Fachgespräche, Schulungszentren, Vorbereitungen in der Berufsschule sowie LAP-Vorbereitungskurse der Uni Graz, um die Auszubildenden bestmöglich zu fördern.
Betriebe aus der Sparte Industrie wollen Lehrstellen auch für junge Frauen attraktiv machen
Lehrstellen in technischen Berufen sind besonders für männliche Lehrlinge attraktiv, dennoch können auch junge Frauen diese Ausbildungsplätze auch von jungen Frauen besetzen. 42 Prozent der befragten Betriebe versuchen bereits durch gezielte Maßnahmen weibliche Lehrlinge anzusprechen. Dabei wird vom Großteil auf die Verwendung von Fotos weiblicher Lehrlinge im Rahmen der Stellenausschreibung wertgelegt. Auch die Veranstaltung eines Girls Day sehen die Unternehmen als hilfreich, um auf die Zielgruppe für den Beruf zu begeistern. Bei Berufspräsentation auf Messen, in Schulen, etc. setzen 67 Prozent weibliche Auszubildende ein, die über ihre Erfahrungen sprechen. Nur ein geringer Anteil setzt auf Open MINT, die Techniklehre für smarte Mädchen.
Lehrlinge mit Fluchthintergrund zeichnen sich durch eine hohe Arbeitsmotivation aus
27 Prozent der Industriebetriebe beschäftigen Lehrlinge mit Fluchthintergrund. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Erstens wiesen die jungen Männer und Frauen eine besonders hohe Arbeitsmotivation auf. Zweitens hatten sie in vielen Fällen (54 Prozent) bessere Vorkenntnisse in ihrem Fachgebiet und drittens eine hohe soziale Kompetenz. Aus Unternehmenssicht war es der positive Beitrag, der zur Gesellschaft geleistet wird, in vielen Fällen hat sich aber die Anstellung auch zufällig ergeben.

