Ein Blackout als allgegenwärtige, drohende Gefahr
Das Blackout am 8. Jänner konnte gerade noch unterbunden werden, doch wie sieht es zukünftig aus?
Copyright: Photoschmidt/Adobe Stock
Am 17. Jänner 2020 hat das österreichische Bundesheer im Rahmen des sicherheitspolitischen Jahresauftaktes die Gefahr eines Blackouts als sehr wahrscheinlich und sogar als in den nächsten fünf Jahren zu erwartendes Ereignis eingestuft. Knapp ein Jahr später, am 08. Jänner 2021, konnte genau dieses Ereignis nur um Haaresbreite verhindert werden. Doch was genau ist ein sog. Blackout überhaupt und wie konnte es an diesem Tag beinahe so weit kommen? Welche Maßnahmen braucht es, um diese Katastrophe zukünftig verhindern zu können?
Das Blackout kann weitreichende Konsequenzen mit sich bringen.
Es ist ein Szenario, welches niemand gerne erleben möchte, dennoch ist es in der heutigen Zeit allgegenwärtig. Angesichts der stark zunehmenden Einspeisung von erneuerbarem Strom bei gleichzeitiger Abschaltung von fossilen Kraftwerken ergibt sich aber eine Frage. Wie kann das Gleichgewicht von Stromerzeugung und Verbrauch aufrechterhalten werden, um die dramatischen Folgen eines flächendeckenden Stromausfalls abwenden zu können?
„Ein Blackout ist ein überregionaler Stromausfall, von dem nicht nur einzelne Städte, sondern ganze bzw. auch mehrere Länder betroffen sein können. Durch Störungen, Ausfälle bzw. aus dem Ungleichgewicht von Stromerzeugung und Verbrauch entstehen Netzschwankungen, die bei entsprechender Verkettung von widrigen Umständen zu einem totalen Netzzusammenbruch führen können.“
Austrian Power Grid (APG) [1]
Doch betrachten wir zunächst die Geschehnisse des 08. Jänner und versuchen zu verstehen wie es zum „Fast-Blackout“ gekommen ist.
Ein Blackout konnte gerade noch verhindert werden.
Laut APG-Bericht kam es an diesem Tag um kurz nach 14 Uhr zu ungewöhnlich hohen Stromflüssen aus Südosteuropa. Dies führte zu einer Trennung des europäischen Stromnetzes in zwei Teile. Diese Aufspaltung hatte einen Frequenzanstieg im südosteuropäischen Teil und einen Frequenzabfall in Nordwesteuropa zur Folge. Im Süden ist die Frequenz um 600 Millihertz angestiegen, im Norden um 260 gefallen. Aufgrund dieser gravierenden Frequenzabweichungen kam es laut APG zu „standardisierten Schutzmechanismen“ sowie zu „manuellen Gegenmaßnahmen“. So konnte die vorgesehene Frequenz von 50 Hertz wiederhergestellt werden. [2] Die Ursache für den „Startschuss“ dieser Kettenreaktion kann dem APG-Erklärvideo aber leider nicht entnommen werden. Auch die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie blieb bislang eine detaillierte und nachvollziehbare Aufklärung der Geschehnisse des 08. Jänner schuldig.
Der Umstieg auf erneuerbare Energie braucht eine gesamtheitliche Herangehensweise in der gesamten Europäischen Union.
Entscheidend ist aber ohnehin der Blick in die Zukunft und was die Politik unternimmt, damit dieses Ereignis nicht zur Realität wird. Denn angesichts der überaus ambitionierten Klima- und Energieziele der Europäische Union und im Besonderen auch von Österreich, gilt es zukünftig den schwierigen Spagat zwischen dem Umstieg auf erneuerbare Energieträger und der Gewährleistung von Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu meistern. Das EAG plant einen massiven Ausbau von erneuerbaren Energiequellen. So soll Österreich bis zum Jahr 2030 bilanziell zu 100% mit Strom aus erneuerbaren heimischen Energiequellen versorgt werden. Dadurch sieht sich unser Stromnetz mit immer größer werdenden Schwankungen betreffend die Energieeinspeisung konfrontiert. Dies führt unweigerlich auch zu einer höheren Instabilität unseres Stromnetzes.
Die Energiewende braucht daher eine gesamtheitliche Herangehensweise, in der die Grenzen der wirtschaftlichen Machbarkeit und Sinnhaftigkeit nicht ausgeblendet werden. Jede Stunde ohne Strom verursacht für die österreichische Volkswirtschaft einen Schaden in Höhe von 92 Mio. Euro. Fällt der Strom für einen ganzen Tag aus, kostet das die heimische Volkswirtschaft laut einer Studie der Johannes-Kepler-Universität Linz über eine Milliarde Euro. Abgesehen von den wirtschaftlichen Auswirkungen, hätte ein Blackout auch den Zusammenbruch der Infrastruktur sowie der Grundversorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser zur Folge. Kurz gesagt, eine gleichermaßen wirtschaftliche wie soziale Katastrophe.
Vor diesem Hintergrund ist es die Pflicht der Politik die österreichische Versorgungssicherheit und Netzstabilität unter allen Umständen zu gewährleisten. Zu diesem Zweck ist die Erhaltung eines Mindestmaßes an fossilen Gas-Kraftwerken und andererseits die Forcierung von Projekten wie großen Pumpspeicherkraftwerken unumgänglich. Denn tritt das befürchtete Blackout-Szenario eines Tages tatsächlich ein, sind wir auf „schwarzstartfähige“ Kraftwerke angewiesen, um unsere Netze überhaupt wieder in Betrieb nehmen zu können.
Möge der Beinahe-Blackout Anfang des Jahres als Weckruf für die heimischen Entscheidungsträger gedient haben!
[1] https://www.apg.at/de/Energiezukunft/Glossar/Blackout
[2] https://www.apg.at/de/media-center/presse/2021/03/24/beinahe-blackout-video-simulation

